Die Finanzierung der AHV, IV und EO erfolgt nach dem modifizierten Ausgaben-Umlageverfahren. Für jedes Sozialwerk besteht ein Ausgleichsfonds, der für IV und EO je eine halbe, für die AHV eine ganze Jahresausgabe enthalten soll. Diese Ausgleichsfonds werden unter dem Namen Compenswiss in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt des Bunds gemeinsam verwaltet und bewirtschaftet. Das Gesamtvermögen ist innert Jahresfrist von 36.4 auf 38.5 Mrd. Franken gestiegen. Auf dem Anlagevermögen (Marktportfolio) wurde eine Rendite von 5.2% erzielt.
Vom Gesamtvermögen von 38.5 Mrd. Franken per 31. Dezember 2020 entfallen 33.4 Mrd. Franken auf die AHV, 3.9 Milliarden auf die IV und 1.2 Milliarden auf die EO. Ziel der Vermögensverwaltung sind Liquidität, Sicherheit und ein marktkonformer Ertrag. Im Ausgaben-Umlageverfahren ist der Liquiditätsbedarf viel höher als im Kapitaldeckungsverfahren der 2. Säule. Weil bedingt durch die Corona-Pandemie grosse Ungewissheit betreffend Umfang und Pünktlichkeit der eingehenden Beiträge herrschte, wurden die flüssigen Mittel erhöht (Tresorie verdoppelt), so dass jederzeit genügend Liquidität bestand, um den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Weitere Elemente des Krisenmanagements waren erhöhte Überwachsungsfrequenzen und strengere Prüfkriterien in Bezug auf Gegenparteien, die Anpassung der Währungsabsicherung und ein realisierter Gewinn aus dem Absicherungsportfolio «Tasil Risk Hedging».
Ende 2020 hat das Marktportfolio der Ausgleichsfonds 34.8 Mrd. Franken betragen. Der Blick auf dessen Anlagekategorien lässt keinen Unterschied zu denen der Vorsorgeeinrichtungen erkennen. Auch hier wurden indirekte Immobilienanlagen ausgebaut. Unter den Zinsanlagen in CHF finden sich im Ausgleichsfonds aber auch Darlehen an öffentlich-rechtliche Körperschaften. Die Absicherung des Fremdwährungsrisikos hat sich ausbezahlt. Ohne Absicherung hätte die Rendite des Marktportfolios nur 2% betragen, durch die Absicherung aber 5.2%.
Ausblick
Compenswiss erwartet mittelfristig Folgen der Coronakrise. Gerechnet wird
- mit einem Rückgang der Einnahmen (Gegenwert des MWST-Prozents), womit die Prognosen über künftige Umlageergebnisse nach unten korrigiert werden müssen,
- mit einer sinkenden Rendite auf dem Marktportfolio, was sich ebenfalls negativ aufs Betriebsergebnis auswirkt,
- in Bezug auf die Beitragsflüsse (Einnahmen) werden grössere Schwankungen erwartet, was es schwierig macht, die erforderliche Liquidität zu bestimmen. Der Tresoriebestand wird (zulasten des Markportfolios) erhöht werden müssen.
Probleme der drei Ausgleichsfonds bleiben bestehen
Der EO-Fonds weist eine ausgeglichene Situation aus. Durch die Erhöhung des Beitragssatzes von 4.5% auf 5% per 1. Januar 2021 sollten die Mehraufwendungen des Vaterschafts- und ab Juli 2021 des Betreuungsurlaubs von Eltern, deren Kind schwer erkrankt/verunfallt ist, gedeckt sein.
Der IV-Fonds wurde 2011 aus dem AHV-Fonds herausgelöst und mit 5 Mrd. Franken ausgestattet. Die IV steht beim AHV-Ausgleichsfond mit 10.3 Mrd. Franken in der Kreide. Eine Rückzahlung der Schuld erfolgt, sofern ein positives Betriebsergebnis erzielt wird vom entsprechenden Überhang, was das BSV ab 2028 für möglich hält. Ab 2021 soll eine Liquiditätsreserve von 20% des IV-Vermögens geschaffen werden.
Die AHV hat durch die jährlichen Mehreinnahmen von 2 Mrd. Franken aus STAF eine Atempause erlangt. Seit 2014 war das Umlageergebnis stets negativ. Teilweise konnte durch die Erträge des Ausgleichsfonds ein positives Betriebsergebnis erzielt werden. Die Alterung der Bevölkerung schreitet fort; der ungünstige demografische Trend hält (trotz Corona-bedingter Übersterblichkeit) an. Durch die Corona-Pandemie besteht Ungewissheit über den Umfang der Einnahmen. Deshalb ist die Tresorie zulasten des Anlagevermögens zu stärken, womit die Kapitalerträge sinken.