Kommentar zum New Work Manifesto

Freitag, 30. Dezember 2022 - Karen Heidl
Der Begriff New Work hat im Sinne heutiger Verwendungsweisen keine klare Definition. Je nach Urheberschaft einer Definition wird der eine oder andere Aspekt betont oder nicht. Im komplexen Sinne Frithjof Bergmanns wird er heute in Teilen benutzt.

Mit dem Manifesto erhält der Begriff New Work eine Kontur, die eine Kultur umreisst. Die Leitsätze können als Aussagen verstanden werden, anhand derer sich Kultur reflektieren lässt, wobei auch in Organisationen Selbst- und Fremdbild durchaus auseinanderdriften können. Deshalb kann man das Manifest als eher groben Leitfaden verstehen.

Neu sind diese Einsichten in erstrebenswerte Werte und Prinzipien nicht. Schliesslich liegt das Menschenbild des Taylorismus doch schon einige Jahrzehnte zurück und modernere arbeitspsychologische Einsichten haben sich bereits in den Führungsetagen herumgesprochen. Es ist nicht schwer, in diesen Werten und Prinzipien übereinzustimmen. Das Agile Manifest schuf eine neue Grundlage für Produktentwicklungsprojekte, die über Jahrzehnte auf Widerstände stiess. Zu tief war das «Wasserfalldenken» sowohl in den Entwicklungs- als auch in den Finanzabteilungen der Unternehmen verankert.

Die terminologische Anlehnung des New Work Manifesto an das Agile Manifest impliziert deshalb auch einen Paradigmenwechsel. Dieser soll in den Leitsätzen zum Ausdruck gebracht werden, die sich auch stilistisch beim Agilen Manifest bedienen, wobei es Unterschiede gibt.

Bei den Begriffspaaren des New Work Manifesto fällt auf, dass anders als im Agilen Manifest mit ausgeprägteren Negativ-Positiv-Kontrasten gearbeitet wird. Dies wirft die Frage auf, wie weit einzelne, stark polarisierende Formulierungen wie «Industrieschauspieler», «Hamsterrad» oder «Zweckgemeinschaft» eine wirklich dominante Arbeitsrealität widerspiegeln und warum eine unterschwellige Emotionalität als Stilmittel der Wahl vorherrscht. Die Geschichte der agilen Arbeitskulturen ist ein gutes Beispiel dafür, dass Paradigmenwechsel von Lernerfahrungen herbeigeführt werden, die sich in Ergebnissen widerspiegeln. So haben Scrum-Methoden beispielsweise in vielen Unternehmen Entwicklungszeiträume und Fehlerquoten reduziert.

Das Agile Manifest beschreibt die Prioritäten eines ergebnisorientierten Handelns, das New Work Manifesto gute Vorsätze für eine Unternehmenskultur. Die Werte unter dem selbst definierten Dach Chancenorientierung scheinen in seinen Leitsätzen jedoch kaum aufgegriffen.

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