Schweizer Arbeitsmarkt setzt Abwärtstrend fort
Der Schweizer Stellenmarkt kühlt sich weiter ab. Im 2. Quartal ist die Zahl der freien Stellen laut dem Personaldienstleister Adecco deutlich geschrumpft.
Die feministische Publizistin Teresa Bücker ist eine der einflussreichsten Journalistinnen Deutschlands. Sie nahm sich die Zeit, ein Buch über die gerechte Verteilung der Zeit in den heutigen Gesellschaften zu schreiben. «Alle Zeit» ist im Ullstein-Verlag erschienen und erhielt viele Lobeshymnen. Bücker ist seit 2019 Kolumnistin des Magazins der «Süddeutschen Zeitung». Davor war sie fünf Jahre Chefredakteurin des feministischen Onlinemagazins EDITION F.
Die Autorin ist eine aufgeklärte Feministin, die sich nicht gegen die anderen Geschlechter stellt, sondern inklusiv vorgeht und argumentiert. So richtet sie ihr Sachbuch nicht nur an Frauen, sondern an alle. Dabei geht sie entlang der verschiedenen Lebensalter vor: Ein Kind ist noch «ohne existenzielle Pflichten», Erwachsene dagegen lernen rasch, dass Zeit vor allem eines bedeutet, nämlich Geld. Gina Bucher hat dies in ihrer Rezension von Bückers Buch in der Bücherbeilage der «NZZ am Sonntag» (27. November 2022) gut aufgeschlüsselt. Zeit ist ein knappes Gut, wenn man es auf die vielfältigen Ressourcen eines gesellschaftlichen Gefüges herunterbricht. Zeit ist knapp, da Macht knapp ist, Geld sowieso. Zeit kann man nicht kaufen, auch wenn man noch so viel Geld hat. Wer viel Zeit hat, hat oft wenig Geld. Und wer viel Geld hat, hat oft wenig Zeit.
Bücker löst dieses Grunddilemma, indem sie fordert, dass wir unsere Zeit gerechter verteilen, so hätten alle mehr davon. Für sie ist Zeit ein «politisches Gut». Sie sucht nach Quellen für unsere chronische Zeitknappheit und plädiert für mehr «Zeitsouveränität». Also, die Hoheit darüber, wofür, mit wem, weshalb und wie wir unsere Zeit verbringen respektive einteilen. Teresa Bücker verspricht uns gar, dass wir es besser und leichter haben werden, wenn wir eine neue Kultur von Zeit aufbauen. Mehr Zeitgerechtigkeit führe auch zu mehr gesellschaftlicher Gerechtigkeit. Diese Debatte könnte in den Worten von Gina Bucher nach einem «Luxusproblem» klingen. Bucher hält Bücker jedoch zugute, dass diese «ein feministisches Anliegen neu aufdröselt und grösser aufzieht». In der Tat geht es der Sachbuchautorin um eine demokratische Urforderung, nämlich die einer gerechteren, freieren Gesellschaft.
Zeit reicht nie aus, auch unsere ganze Lebenszeit nicht. Unsere Arbeitszeit wird uns in Form unseres Lohns erstattet. Aber ein grosser Teil unserer Arbeit – vor allem diejenige von Frauen – bleibt unbezahlt. Diese Care-Arbeit ginge in die Milliarden, müsste sie entlöhnt werden. Den Lesenden von «Penso» lege ich diesbezüglich insbesondere Bückers zweites Kapitel (Arbeits_Zeit) sowie ihr drittes (Zeit für Care) zur Lektüre ans Herz. Damit alles am Ende keine Utopie bleibt, empfiehlt sie, sich die Zukunft vorzustellen, eine Politik für viele zu pflegen, Zeitgerechtigkeit als gesellschaftliche Gesamtaufgabe zu sehen und «Druck auf ein brüchiges System» auszuüben. Hier bricht ihr feministischer Kampfgeist durch. Die Autorin bleibt aber sachlich, indem sie klarstellt, dass mehr Arbeit unser Zeitproblem nicht lösen kann, auch angesichts des heutigen Fachkräftemangels nicht. Indem wir Zeitfreiheit auch unseren Kindern vorleben, sichern wir auch die Demokratie. Last but not least findet Bücker «utopisch[es] Denken und Fühlen» herausfordernd und notwendig. Auch damit wir alle Zeit der Welt erlangen und leben. Unsere Zeit auf diesem Planeten bleibt endlich, und das ist auch gut so. Zum Glück wissen wir alle nicht, wann unsere Lebenszeit endet. In der Zwischenzeit geniessen Sie Ihre persönliche Zeit in Freiheit. Dies in der Schweizer Demokratie tun zu dürfen, ist ein zeitloses Privileg.
Eine Frage von Macht und Freiheit.
Teresa Bücker.
Ullstein-Buchverlage GmbH,
Berlin 2022. 400 Seiten.
Euro (DE) 21.99, CHF (Orell Füssli Verlag) 34.00 inkl. MwSt.
Auch als E-Book erhältlich.
ISBN 978-3-550-20172-1
Der Schweizer Stellenmarkt kühlt sich weiter ab. Im 2. Quartal ist die Zahl der freien Stellen laut dem Personaldienstleister Adecco deutlich geschrumpft.
Laut der einer aktuellen Studie sind 89% der Stellensuchenden in der Schweiz von ihrem Job gestresst. Trotzdem hat weniger als ein Drittel der Arbeitgebenden Massnahmen ergriffen, um dieses Problem zu lösen.
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