Negativ-Rekord: Lehrvertragsauflösungen erreicht Höchststand

Dienstag, 15. Juli 2025
Noch nie haben so viele junge Frauen ihre Lehre vorzeitig abgebrochen wie im Jahr 2023. Die Ursachen reichen von psychischen Belastungen aufgrund aktueller Multikrisen bis hin zur falschen Berufswahl.

Im Jahr 2023 haben 22,4 Prozent aller junge Frauen ihre Berufslehre vorzeitig abgebrochen – das sind über 5100 Lernende. Bei den jungen Männern liegt die Quote mit 25,8 Prozent zwar noch höher, wobei dieser Wert einen leicht rückläufigen Wert bedeutet. Die Daten stammen vom Bundesamt für Statistik (BFS) und beziehen sich auf Lernende, die 2019 ihre Ausbildung begonnen haben – also grösstenteils Angehörige der Generation Z.

Psychische Probleme steigen an

Warum so viele Lehrverträge enden, sei nicht so einfach zu beantworten, schreibt der «Tages-Anzeiger». Eine aktuelle Studie des Zentrums Arbeit und psychische Gesundheit (Workmed) zeigt: 60 Prozent der Lernenden kämpfen mit psychischen Problemen.
Besonders Lehrvertragsauflösungen junger Frauen hingen damit zusammen. Aber auch gesellschaftliche Faktoren wie Klimakrise, Corona oder der Ukraine-Krieg würden die Generation Z belasten. Laut Interpretation von Pro Juventute suchen viele Jugendliche heute vermehrt nach Sinn im Beruf – und wollen nicht bloss «billige Arbeitskräfte» sein.

Nur 5,2 Prozent sind «echte» Abbrüche

Bei den hohen Zahlen sei jedoch wichtig zu beachten, dass eine Vertragsauflösung nicht zwingend den Abbruch der Lehre bedeutet. Oft wechseln Lernende lediglich den Betrieb oder die Ausbildungsform. Nur bei 5,2 Prozent handelt es sich um einen echten Abbruch – doch auch diese Quote steigt.
Besonders betroffen seien handwerkliche Berufe. Bei Gipser-Trockenbauern oder Kosmetikerinnen löst fast jeder Zweite den Vertrag auf. Tiefe Quoten gibt es hingegen etwa bei Veranstaltungsfachleuten oder Geomatikerinnen. In 87,9 Prozent der Fälle gehen Vertragsauflösungen auf die Lernenden selbst zurück – etwa wegen falscher Berufswahl, gesundheitlicher Probleme oder schulischer Schwierigkeiten.

Konflikte zwischen Lernenden und Betrieben

Bei Landwirten, Dentalassistentinnen oder Kosmetikern spielen Konflikte zwischen Lernenden und Betrieben oft eine Rolle für die Vertragsauflösung. In der Landwirtschaft geschieht etwa jede vierte Auflösung aus diesem Grund – teils wohl wegen persönlicher Nähe in kleinen Betrieben, wie der schweizerische Bauernverband gegenüber dem «Tages-Anzeiger» angibt.
In seltenen Fällen liegt die Verantwortung beim Lehrbetrieb – etwa bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten oder mangelnder Ausbildungsqualität. Besonders häufig kommt das bei Mediamatikern, ICT-Fachfrauen, Hotelfachleuten oder Floristinnen vor. Doch auch hier ist Vorsicht geboten: Laut dem Verband ICT-Berufsbildung sind viele Auflösungen bei Mediamatikern Betriebswechsel im Rahmen von Basislehrjahren – keine echte Abbrüche also.

Artikel teilen


Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.

Folgen sie uns auf