Die Gleichstellung von Frauen beginnt in der Schule

Dienstag, 30. Mai 2023
Obwohl die Gleichstellung von Frau und Mann in der Schweiz vorankommt, verdienen junge Frauen bereits beim Berufseinstieg weniger als junge Männer und leisten von Beginn weg mehr unbezahlte Care-Arbeit. Um tatsächliche Gleichstellung zu erreichen, brauche es deshalb gemäss der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen Massnahmen im Bildungsbereich.

Die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF) hat im Legislaturschwerpunkt «junge Frauen*» Fakten zur Situation junger Frauen in der Schweiz zusammengetragen und analysiert. Basierend auf dem Bericht Bornatici, den die EKF 2022 publizierte, und auf Gesprächen mit Fachpersonen, legt sie Empfehlungen an die relevanten Akteurinnen und Akteure des Bildungsbereichs vor.

Empfehlungen für Schule, Berufswahl, Berufsbildung und Weiterbildung

Die Aneignung spezifischer Vorstellungen von Geschlecht beginne mit der Geburt und setze sich in Familie, Schule und Beruf fort. Um Ungleichheiten abzubauen komme der Schule eine bedeutende Rolle zu, denn hier könnten Reflexionen zu Geschlecht und Gleichstellung stattfinden. Die verbindliche Verankerung von Geschlechterfragen in den Rahmenlehrplänen und die konsequente Überarbeitung von schulischen Lehrmitteln hinsichtlich nicht-diskriminierender Geschlechterdarstellungen seien deshalb wichtige Schritte.

Später, beim Übergang von der Schule zur Erwerbsarbeit, würden geschlechtsspezifische Werte und Verhaltensweisen oft reproduziert. Mädchen beschränkten sich in der Berufswahl auf wenige Berufsfelder, die oft schlechter bezahlt sind und weniger Weiterbildungsmöglichkeiten bieten. Lehrpersonen und Berufsberatenden komme in diesem Prozess eine zentrale Rolle zu. Ihr Bewusstsein für die strukturellen und institutionellen Ursachen geschlechtstypischer Berufswahl müsse deshalb gestärkt werden. Die Geschlechterungleichheiten im Berufsleben gipfelten in einer starken horizontalen Segregation des Arbeitsmarkte und seien mit Lohnungleichheit und divergierenden Karrieremöglichkeiten verbunden.

Hier gelte es, die Geschlechterdurchmischung in der Berufsbildung mit gezielten Massnahmen zu stärken und die strukturelle Benachteiligung in Berufen mit hohem Frauenanteil zu eliminieren. Zu guter Letzt sei sicherzustellen, dass Frauen auch im Beruf verbleiben und ihre Erwerbsarbeit nicht unter- oder abbrechen. Dazu brauche es Massnahmen, die der Geschlechterdiskriminierung in geschlechtsuntypischen Berufen entgegenwirken. Zudem müssten sich die Möglichkeiten zur Weiterbildung in Berufen mit hohem Frauenanteil verbessern.

Die EKF fordert den Bundesrat auf, in einem Bericht aufzuzeigen, welche Massnahmen von Bund und Kantonen ergriffen werden, um gegen Geschlechterstereotype in der Bildung vorzugehen, und wie wirksam diese sind. Die Analyse soll den Status quo aufzeigen und helfen, gute Praxis bekannt zu machen und zu teilen.

Die Empfehlungen der EFK auf einen Blick

Schulische Ausbildung: Rahmenlehrpläne und Lehrmittel

1.    Geschlechterfragen in den Rahmenlehrplänen verbindlich verankern
2.    Lehrmittel mit diversen, nicht-hierarchischen Geschlechterdarstellungen einsetzen 

Unterstützung in der Berufswahl

3.    Die Kompetenzen von Lehrpersonen und Berufsberatenden in Geschlechterfragen stärken

Abbau der Geschlechtersegregation in der Berufsbildung

4.    Die Geschlechterdurchmischung in der Berufsbildung stärken
5.    Strukturelle Benachteiligungen in frauentypischen Berufen eliminieren

Verbleib im Beruf

6.    Den Verbleib in geschlechtsuntypischen Berufen unterstützen
7.    Weiterbildungsmöglichkeiten in Berufen mit hohen Frauenanteilen verbessern

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