Was waren betreffend HR-Strategie, operative HR-Praxis und personelle Leitung von 160 HR-Fachleuten für Sie die grössten Herausforderungen?
Die grössten Herausforderungen liegen sicherlich in der Bewältigung der Komplexität der zahlreichen Fragestellungen und im ständigen Wechsel von Themen und Flughöhen. Oftmals auch ganz profan im Multiprojektmanagement, wo es darum geht, Fristen und Abhängigkeiten einzuhalten. Die grösste Herausforderung lag für mich insofern darin, die richtigen Prioritäten zu setzen und praktikable Wege zu gehen. Neben Fragen der Strategie und der Praxis bedeutet Führung immer auch, im Hier und Jetzt präsent zu sein und sich um die Anliegen der Mitarbeitenden, der unterschiedlichen Stakeholder, um Sachzwänge oder operative Fragestellungen zu kümmern. Gleichzeitig ging es immer darum, strategisch die Zukunft zu gestalten und mit Weitblick proaktiv tätig zu sein. Da braucht es eine gute Balance. Mit der spezifischen HR-Tätigkeit in einem politischen Umfeld und in einer Multi-Branchen-Organisation gehen ganz konkrete fachliche Ansprüche und Bedürfnisse einher. Etwa bei der Einführung von Vermittlungsprämien, um in Branchen mit akutem Fachkräftemangel die Rekrutierung zu unterstützen. Oder bei politischen Vorstössen, die sich gesellschaftlich relevanten Themen widmen, zu denen es noch keine oder kaum Praxiserfahrungen gibt, wie etwa der Forderung nach einem Menstruationsdispens. Je nach Thema braucht es andere Vorgehensweisen, um zu tragfähigen Lösungen zu kommen. Dabei ist seitens der Dienstabteilung HRZ immer ein hohes fachliches Verständnis gefragt, weil die besten Lösungsansätze meist in einem interdisziplinär abgestimmten Vorgehen entstehen – etwa im Gehaltsmanagement mit der Rechts- und der IT-Abteilung. Nur so entstehen Lösungen, die fachlich fundiert und in der vielfältigen Praxis anschlussfähig sind. Denn in dem stark politisch geprägten Geschäft ist nur diejenige fachliche Lösung die beste, die auch auf eine breite Akzeptanz stösst.
Was sind rückblickend Ihre grössten Learnings?
Es braucht in allen Themen den Austausch mit völlig unterschiedlichen Akteuren. Wenn dieser Dialogprozess zu stark abgekürzt wird, dauert es am Ende immer länger. Zudem habe ich gelernt, darauf zu vertrauen, dass wir in der Dienstabteilung HRZ und in der gesamten Stadtverwaltung alles gemeinsam schaffen, auch wenn noch jede Menge Unsicherheiten vorhanden sind auf dem Weg zur Lösung. Dafür braucht es eine Führung, die alle rollenkonform integriert und Verantwortung übernimmt – aber auch abgeben kann. Ohne Kommunikation lassen sich die Leute nicht erreichen, und es entsteht ein Vakuum. Deshalb war eine level- und zeitgerechte Kommunikation gegenüber den Mitarbeitenden und ihren Vorgesetzten entscheidend.
Was waren Ihre grössten Erfolge?
Es sind immer Erfolge, die im Team entstanden sind. Für komplexe Lösungen braucht es immer viele. Aber natürlich habe ich mich selber auch intensiv engagiert und in der Verantwortung für die Prozessführung diverser Projekte eingebracht. So haben wir unter anderem eine positive Form der gemeinsamen Arbeit an den pendenten HR-Themen entwickelt. Das Ganze jeweils in engem Austausch mit den Sozialpartnern, den dezentralen HR-Fach- und Führungspersonen, mit dem Parlament und unseren Kundinnen und Kunden in den Dienstabteilungen. Dies war sehr zum Vorteil unserer Sachgeschäfte. Erfolgreich waren auch die vielfältigen fachlichen Entwicklungen, die eine enorme Vielfalt und Breite abdecken. Ebenso die Zusammenarbeit zwischen der zentralen Abteilung HR Stadt Zürich und den dezentralen Dienstabteilungen, die wir neu ausgerichtet und in einer HR-Gremien-Struktur verankert haben. Darüber hinaus haben wir laufend unsere Anstellungsbedingungen und Arbeitswelten innovativ weiterentwickelt und diese auch im Employer Branding entsprechend positioniert. Arbeitgeberseitig sind wir in sehr gutem Austausch mit den Sozialpartnern und einer Vielzahl unterschiedlicher Anspruchsgruppen.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Themen, die mir besonders am Herzen liegen, sind Vielfalt und Generationenmanagement. Wir haben einerseits eine sehr starke Berufsbildung, für die wir im Jahr 2021 den Nationalen Bildungspreis erhielten, andererseits haben wir das generationsspezifische Angebot für ältere Mitarbeitende im Jahr 2024 verbessert. Etwa mit der Erweiterung des flexiblen Altersrücktritts. Sozialpolitisch zunächst stark diskutiert und einstimmig im Gemeinderat beschlossen, weil es eine gute Sache ist und den Mitarbeitenden wie auch der Arbeitgeberin dient. Neu bieten wir älteren Mitarbeitenden ab dem 60. Lebensjahr mehr Flexibilität in der letzten Berufsphase und unter bestimmten Voraussetzungen Pensionskassenbeiträge bei Bogenkarrieren oder Reduktionen des Beschäftigungsgrads sowie die freiwillige Weiterbeschäftigung 65+ an. Ebenfalls haben wir in eine von Vielfalt geprägte Führungskultur investiert und das lebenslange Lernen gestärkt.
Welche persönlichen Ressourcen und Stärken haben Ihnen bei der Bewältigung all dieser Herausforderungen am meisten geholfen?
Ich bin sehr klar, was Rollen, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten betrifft, und habe deshalb die Arbeit in HR-Gremien mit Vertretungen aller Departemente sehr geschätzt. Damit waren alle rollenkonform und zum richtigen Zeitpunkt beteiligt. Das reduziert Mikropolitik und macht jegliches Vorgehen transparent. Mit Daniel Leupi hatte ich einen politischen Vorgesetzten, der die Arbeitswelt wirklich ein Stück besser machen wollte, uns fachlich vertraut, unterstützt und sich unermüdlich für uns eingesetzt hat. Eine gute Abstimmung zwischen Fachexpertise und Politik ist erfolgsentscheidend.