Statt Darmspiegelung - Darm-Mikroben mit gen-manipulierten Bakterien überwachen

Dienstag, 17. Mai 2022
Forschende der ETH Zürich, des Inselspitals und der Universität Bern haben mit der Genschere Crispr/Cas Bakterien so verändert, um mit deren Hilfe die Genaktivität der Mikroben im Mäusedarm aufzuzeichnen. Ziel ist, mit dieser Methode dereinst die Darmgesundheit auf nicht-invasive Weise von Menschen zu überwachen.

Die Bakterien, die den Darm besiedeln, sind nicht nur für die Verdauung wichtig, sondern spielen auch eine entscheidende Rolle für die Gesundheit. Beispielsweise durch Krankheiten, Medikamente und falsche Ernährung kann die Bakteriengemeinschaft aus dem Gleichgewicht geraten.

Die Forschenden um Andrew Macpherson und Randall Platt entwickelten nun genmanipulierte Bakterien, mit der sich die Genexpression in einer Bakterienpopulation aufzeichnen lässt, wie sie am Donnerstag im Fachblatt Science berichten. Getestet wurden diese «Datenlogger-Bakterien» in Mäusen, deren Kot gesammelt wurde.

«Mit der neuen Methode können wir Informationen direkt aus dem Darm gewinnen, ohne dabei die Darmfunktion stören zu müssen», sagte Macpherson vom Inselspital Bern in einer Mitteilung der ETH Zürich. Das sei ein Vorteil gegenüber einer Darmspiegelung. Denn eine solche Untersuchung ist nicht nur unangenehm, sondern stört auch die Darmfunktion, weil der Darm dafür leer sein muss.

Sicherheits- und Rechtsfragen klären

In den Mausexperimenten zeigte sich, dass die mit der Sensorfunktion ausgestatteten Bakterien tatsächlich quasi in Echtzeit Informationen darüber liefern, wie die Darmbakterien ihren Stoffwechsel bei unterschiedlicher Fütterung anpassen. Auch Entzündungsreaktionen im Darm liessen sich erkennen.

Bevor die Methode allerdings für die Darmüberwachung bei Menschen zum Einsatz kommen kann, müssen noch Sicherheits- und rechtliche Fragen geklärt werden, wie die ETH festhielt. «Grundsätzlich gibt es Möglichkeiten, lebende gentechnisch veränderte Mikroorganismen als Diagnostika oder Therapeutika in der Medizin anzuwenden, wenn dabei einige Bedingungen erfüllt sind», so der ETH-Professor Platt.

Die Forschenden hoffen, dass die Methode in der Klinik dereinst helfen wird, etwa Mangelernährung zu diagnostizieren oder zu bestimmen, ob ein Patient bestimmte Nahrungsergänzungsmittel benötigt. (sda)

https://doi.org/10.1126/science.abm6038

Artikel teilen


Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.

Folgen sie uns auf