«Berufsbildung ist eine Herzensangelegenheit»

Montag, 25. März 2024 - Simon Bühler
Für HR-Berufe gibt es keine Berufslehren. Dennoch starten viele HR-Karrieren mit einer KV-Lehre. So auch die der HR-Chefin der Spitäler Schaffhausen Tanja Daisy Hintermeister. Im Interview gibt die engagierte HR- und Berufsbildungsfachfrau einen Einblick in ihren facettenreichen Werdegang.
Viele HR-Karrieren starten mit einer KV-Berufslehre. Was halten Sie von diesem Berufseinstieg als Basis für eine HR-Karriere?

Ich habe vor über 20 Jahren selbst eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Für mich persönlich war dies der richtige Weg. Einen Vorteil der KV-Berufslehre sehe ich darin, dass man damit bereits während der Ausbildung erste Einblicke in den HR-Alltag bekommen kann. Ich habe sehr viele Jahre Personalassistentinnen und -assistenten unterrichtet und weiss, dass man aber durchaus auch mit einer anderen Grundbildung ins HR einsteigen kann. Nicht die Grundbildung ist entscheidend für eine HR-Karriere, sondern der intrinsische Wunsch, diesen Weg einschlagen zu wollen.

Warum hatten Sie den Wunsch, nach der KV-Lehre eine HR-Karriere einzuschlagen?

Ich war zunächst sehr viele Jahre im Bereich Finanzen tätig und habe dort auch einige Weiterbildungen besucht, da es für mich immer wichtig war, theoretische Grundlagen zu erwerben und diese mit der Praxis zu verknüpfen. Als ich mich für einen beruflichen Wechsel entschieden hatte und die Chance bekam, die Funktion als Leiterin Zentrale Dienste zu übernehmen, die die Führung der Personal- und Finanzabteilung sowie die Berufsbildung beinhaltete, war für mich klar, dass ich mich auch im Bereich Personal und Berufsbildung weiterbilden muss. Deshalb erlangte ich zunächst das HRSE-Zertifikat HR-Assistentin. Danach absolvierte ich Ausbildungen zur HR-Fachfrau, zur Berufs­bildungsfachfrau und zur Ausbildnerin, jeweils mit eidgenössischem Fachausweis sowie jüngst zur Leiterin Human Resources mit eidg. Diplom.

Tanja Daisy Hintermeister

ist HR-Chefin der Spitäler Schaff­hausen und Absolventin der HRSE-zertifizierten Aus­bildungen zur HR-Assistentin, ­HR-Fachfrau und Leiterin ­Human ­Resources mit eidgenössischem Fachausweis.

Was hat Sie motiviert, ausgerechnet die drei HRSE-Lehrgänge zu absolvieren und inwiefern haben Sie von diesen Ausbildungen profitiert?

Jede der genannten Weiterbildungen hat mich persönlich und beruflich weitergebracht. Die letzten Jahre habe ich in unterschiedlichen Funktionen sowohl operativ als auch strategisch gearbeitet. Im Bereich des strategischen HR-Managements fehlte mir aber immer die Sicherheit. Ich war mir nicht sicher, ob ich richtig handle, eine Strategie richtig formuliert habe etc. Deshalb entschied ich mich, die Ausbildung zur Leiterin Human Resources zu absolvieren. Diese Weiterbildung hat mich am meisten geprägt. Die Ausbildung ist sehr praxisnah und ich konnte praktisch von Anfang an, Themen in meinen beruflichen Alltag einfliessen lassen. Ich erlangte Sicherheit in strategischen und betriebswirtschaftlichen Themen und konnte meine theoretischen Erfahrungen beim Erstellen einer passenden HR-Strategie gleich in die Praxis umsetzen.

Was sind aus Ihrer Sicht als Berufsbildungsfachfrau aktuell die grössten Herausforderungen, mit denen HR in der Berufsbildung von Nachwuchsfachkräften generell konfrontiert ist?

Wie man fast täglich aus den Medien hört, ist die neue Generation eine sehr zentrale Herausforderung. Ich persönlich sehe der neuen Generation positiv entgegen. Ist nicht jede Generation anders als jene zuvor? Ich bin der festen Überzeugung, dass wir gegenseitig voneinander profitieren können. Ich denke, dass wir immer den Fokus darauf richten sollten, dass wir den Nachwuchs für die Zukunft unserer Unternehmen und unserer Branchen ausbilden. Das bedeutet, dass es ratsam ist, die Lernenden während der Ausbildung bestmöglich zu begleiten, um ihnen einen positiven Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen, damit viele positive Erinnerungen an diese Lehrzeit zurückbleiben und der Lehrbetrieb am Ende auch als Arbeitgeber für die Zukunft gewählt wird. Die heutigen Lernenden sind die Fachkräfte von morgen.

Wie gehen Sie als HR-Chefin der Spitäler Schaffhausen die Herausforderungen der Nachwuchsförderung konkret an?

Bei den Spitälern Schaffhausen bilden wir rund 130 Lernende und Studierende aus. Wir versuchen, die Learnings aus den vergangenen Jahren in die Ausbildung von heute zu integrieren. Wir planen, in den nächsten Jahren den Bereich Aus- und Weiterbildung zu stärken. Die Lernenden sollen enger und intensiver bei ihren unterschiedlichen Themen begleitet und gecoacht werden. Wir möchten, dass die Lernenden sich untereinander vernetzen und gut in ihre Bereiche integriert werden. Deshalb erweitern wir den Bereich Berufsbildung im HRM, um die Lernenden, aber auch ihre Berufsbildner, besser zu coachen.

Wie sehen Sie die Rolle von HR als Coach in der Berufsbildung?

Wir möchten die Berufsbildungsverantwortlichen regelmässig schulen und untereinander einen regelmässigen Austausch ermöglichen. Zudem möchten wir sie ermutigen, nicht nur den fünftägigen Berufsbildnerkurs, der von Gesetztes wegen vorgeschrieben ist, zu absolvieren, sondern sich auch im Bereich Aus- und Weiterbildung weiterzubilden. Die Ausbildung von jungen Berufsleuten ist eine Herzensangelegenheit und sichert uns die Mitarbeitenden von morgen.

HRSE-Berufsbildung

Human Resources Swiss Exams (HRSE) wurde 2002 als staatlich anerkannte Trägerorganisation der Schweizer HR Berufsfachprüfungen als Verein gegründet. Folgende fünf Verbände haben sich zur Trägerorganisation HRSE zusammengeschlossen:

  • HR Swiss (Schweizerischer Verband der HR-Branchen)
  • Kaufmännischer Verband Schweiz
  • Schweizerischer Arbeitgeberverband
  • Swissstaffing (Schweizerischer Verband der öffentlichen Personal­vermittler)
  • VSAA Verband schweizerischer Arbeitsmarktbehörden (RAV)

Im Rahmen des eidgenössischen Berufsbildungsgesetzes (BBG) setzen sich die Berufs- und Branchenverbände zum Ziel, ihre Berufe zu fördern und die berufliche Weiterentwicklung zu unterstützen. Dabei agiert die HRSE als Trägerorganisation von drei national anerkannten HR-Weiterbildungen, deren Abschlüsse logisch aufeinander aufbauen:

  • Zertifikat «HR-Assistent*in»
  • Eidg. Fachausweis «HR-Fachmann/Fachfrau» bzw. «HR-Fachleute» mit drei Spezialisierungen
  • Eidg. Fachausweis «Leiter*in Human Resources»

Der HR-Assistenz-Zertifikatslehrgang richtet sich hauptsächlich an kaufmännische Angestellte, die sich in Richtung HR spezialisieren. Beim Fachausweis «HR-Fachleute» gibt es drei spezialisierte Kategorien A, B und C. Dabei ist die Fachrichtung A mit rund 85% aller abgelegten Prüfungen die mit Abstand wichtigste Prüfungskategorie, die sich an HR-Generalisten in Unternehmen richtet. Die Fachrichtung B richtet sich an die Personalvermittlerbranche und sie macht rund 10% aller Prüfungen aus. Die Kategorie C mit rund 5% aller Prüfungen richtet sich an Mitarbeitende von schweizerischen Arbeitsmarktbehörden bzw. regionalen ­Arbeitsvermittlungszentren (RAV).

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