Qualität von IV-Gutachten in der Kritik von Inclusion Handicap

Mittwoch, 26. Januar 2022
Gutachterinstitute und Begutachtende sollen bei IV-Gutachten grundlegende Rahmenbedingungen missachtet haben. Das zeigt eine Auswertung der Meldestelle von Inclusion Handicap, dem Dachverband der Behindertenorganisationen. Die Organisation fordert dazu auf, die Qualitätsstandards zu überprüfen.

Bei der seit Ende Februar 2020 operativen Meldestelle von Inclusion Handicap sind bis vergangenen Oktober insgesamt 613 Meldungen von Versicherten mit Beanstandungen eingegangen, wie der Dachverband der Behindertenorganisationen mitteilte.

Mangelhafte Gespräche

74% der Betroffenen bezeichneten das Gesprächsklima als sehr schlecht oder schlecht. 87% gaben sogar an, dass sich die Begutachtenden überhaupt nicht oder nicht interessiert hätten für ihre gesundheitliche Einschränkung, Behinderung oder Beeinträchtigung. Laut Auswertung der Meldungen ist es zudem zu Mängeln beim Gesprächsablauf gekommen. Mit solchen Rahmenbedingungen könne keine qualitativ genügende Begutachtung erfolgen, teilte Inclusion Handicap mit. Medizinische Gutachten seien entscheidend für die Beurteilung der Arbeitsfähigkeit von Menschen mit Behinderungen und somit auch für ihre Ansprüche auf IV-Renten. Ein faires Verfahren sei daher enorm wichtig.

Wer zweifelhaft begutachte, sei «allseits bekannt», so Inclusion Handicap. Die Zusammenarbeit mit diesen Gutachterinstituten müsse von der IV überprüft werden. Zudem müssten die Fälle der Betroffenen neu beurteilt werden, fordert die Organisation.

Gute Entwicklung dank IV-Revision

Als positiv wertet Inclusion Handicap gewisse Neuerungen seit Anfang dieses Jahres wie etwa die Schaffung von mehr Transparenz durch Tonaufnahmen des Untersuchungsgespräches sowie die neu geschaffene Kommission für Qualitätssicherung in der medizinischen Begutachtung.

Problematisch sei jedoch eine Neuregelung, die beinhalte, dass es bei IV-Gutachten einer medizinischen Fachrichtung nur dann zu einem Einigungsverfahren kommt, wenn sich die Person aktiv gegen die von der IV vorgeschlagene Gutachterperson ausspricht. Die Organisation will die Versicherten deshalb dazu ermächtigen, unseriöse medizinische Begutachtende zu vermeiden. Dazu hat sie auf der eigenen Webseite Informationen und Hilfestellungen zum Ablauf der Gutachtensvergabe und zum Vorgehen im Falle einer Ablehnung der Gutachterperson aufgeschaltet. (sda/gg)

Mitteilung von Inclusion Handicap

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