Studie: Pensionskassen erholen sich von den Corona-Einbussen

Dienstag, 08. September 2020
Seit dem Corona-bedingten Börsencrash im März hat sich die Lage für die Schweizer Pensionskassen entspannt. Die Märkte haben sich erholt und das hatte positive Auswirkungen auf das von den Kassen angelegte Vorsorgekapital.

Im Februar und im März hinterliessen die Verwerfungen an den Finanzmärkten in den Bilanzen der Pensionskassen tiefe Spuren. Die Deckungsgrade brachen laut einer am 8. September vom Pensionskassenberater Complementa veröffentlichten Studie innert weniger Wochen im Durchschnitt um gut acht Prozentpunkte auf noch rund 100 Prozent ein.

In Rekordtempo seien so die unter anderem auch im sehr guten Börsenjahr 2019 aufgebauten Reserven der Kassen weggeschmolzen, schreibt Complementa. Am Tiefpunkt seien sie im März im Durchschnitt sogar in eine Unterdeckung gefallen. Seither hätten sich die Börsen aber kräftig erholt und mit ihnen auch das Vorsorgekapital.

In Zahlen ausgedrückt legten die von Complementa berechneten Deckungsgrade, die das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen anzeigen, bis August auf 106.8 Prozent zu. Die Risiko Check-up-Studie von Complementa basiert auf Daten von 443 Pensionskassen mit einem Gesamtkapital von rund 725 Milliarden Franken.

Tiefe Zinsen bleiben ein Problem

Nach wie vor eine grosse Herausforderung bleibe das Zinsniveau, das sich weiterhin auf einem sehr tiefen Niveau bewege, schreibt Complementa. Wegen der expansiven Geldpolitik der Notenbanken sei noch länger mit diesem Zustand zu rechnen und so hätten die Pensionskassen die Parameter zu den künftig zu erwartenden Renditen weiter gesenkt.

Nebst den tiefen Zinsen belastet seit längerem auch die längere Lebenserwartung in der Gesellschaft das auf drei Säulen aufgebaute Schweizer Vorsorgesystem. Deshalb senken die Kassen den Umwandlungssatz weiter. Der Umwandlungssatz wird zur Berechnung der jährlichen Renten herangezogen und ist für die tieferen Löhne im obligatorischen Teil der Vorsorge gesetzlich bei 6.8 Prozent festgeschrieben. Im Überobligatorium gibt es hingegen keine Vorgabe dazu.

Aktuell wird der Complementa-Analyse zufolge von Pensionskassen durchschnittlich im Überobligatorium und Obligatorium zusammen ein Satz von «umhüllend» 5.57 Prozent angewandt. Insbesondere Pensionskassen von Firmen mit höheren Lohnniveaus hätten die Möglichkeit, die Umwandlungssätze zu reduzieren. Bis 2025 planen die Pensionskassen der Umfrage zufolge mit weiteren Senkungen.

Politische Lösungen gefordert

Mit einem neuen Niveau für den Umwandlungssatz und anderen Massnahmen zur Stabilisierung der Vorsorge befasst sich auch die Politik. In der geplanten Reform des Vorsorgesystems steht etwa die Senkung des gesetzlich festgelegten Satzes auf 5.8 oder 6.0 Prozent zur Diskussion.

Doch das ist laut Complementa und den von ihr befragten Kassenvertretern viel zu wenig. Denn auch wenn der Parameter in diesem Umfang gesenkt werde, sei weiterhin mit einer Umverteilung der Vorsorgegelder von jungen Beitragszahlern zu Rentnern zu rechnen.

Grosse Zustimmung zur geplanten Reform findet unter Pensionskassenverantwortlichen die Idee, früher mit dem Sparprozess zu beginnen. Beim Thema Pensionsalter bekennen sich drei Viertel der Befragten dazu, dass ein höheres Rentenalter sinnvoll wäre. Doch nur wenige glauben, dass dies politisch umsetzbar ist. Grosse Zustimmung finden die Pläne zum einheitlichen Rentenalter von Mann und Frau. (awp sda/he)

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