Auf die 38 Massnahmen einigten sich Kantone, die Ärzteschaft, die Spitäler, Krankenversicherer und weitere Akteure am Schluss von drei Rundtischgesprächen. Zu diesen Gesprächen hatte ab November 2024 Bundesrätin und Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider eingeladen. Sie sagte nach dem Ende des dritten Gesprächs vor den Medien in Bern, damit sei das am Anfang gesetzte Ziel erreicht worden. Die rund 300 Mio. Franken entsprechen rund 1% der gesamtschweizerischen Prämiensumme.
Die Initiative für die Gespräche ergriff Baume-Schneider, nachdem sich Akteure des Gesundheitswesens beklagt hatten, vom Bund beim Versuch der Kostendämpfung nicht stärker einbezogen worden zu sein. An den drei Treffen dabei waren auch Patientenorganisationen und der Preisüberwacher.
Eine Expertengruppe erarbeitete die 38 Massnahmen. In ihr waren alle Akteure vertreten. Die Teilnehmer beschlossen schliesslich, die von der Gruppe erarbeiteten Massnahmen umzusetzen.
Verwaltungskosten, Generika, Information
Zu den 38 beschlossenen Massnahmen gehört laut, dass die Krankenkassen pro Jahr 40 Mio. Franken Verwaltungskosten einsparen wollen. Auch sollen mit konkreten Behandlungsempfehlungen Fehl- und Überbehandlungen stärker bekämpft werden. Sparen lässt sich laut den Akteuren des Runden Tischs etwa auch mit verbesserter Information der Versicherten beispielsweise über erhöhte Selbstbehalte und den vermehrten Gebrauch von Generika.
Künftig soll auch gelten, dass beispielsweise bei Rückenschmerzen in den ersten sechs Wochen nach Auftreten der Probleme keine bildgebende Verfahren eingesetzt werden. Dies wenn keine Alarmzeichen medizinischer Art vorliegen, wie Yvonne Gilli, Präsidentin des Berufsverbands der Schweizer Ärztinnen und Ärzte, vor den Medien sagte. In den ersten Wochen seien solche Bildgebungsverfahren wie MRI gar nicht sinnvoll für Patienten.
Das EDI schrieb, keine medizinisch notwendigen oder sinnvollen Leistungen würden gekürzt. Da die meisten Massnahmen durch die Akteure selber umgesetzt würden, benötigten sie keine Gesetzesrevisionen und seien rasch umsetzbar. Die Rundtischgespräche sollen 2026 weitergehen.
Pharmaindustrie warnt
Felix Gutzwiller, Präsident des neuen Schweizer Krankenkassenversicherungsverbands prio.swiss, lobte vor den Medien den von Baume-Schneider ausgelösten Prozess. Bisher habe der Bund bei seinen Sparversuchen nie auf die «Dynamik der Akteure» gesetzt, so Gutzwiller. Das sei positiv. Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz, sagte, die Kantone begrüssten insbesondere die im Massnahmenpaket vorgesehene Stärkung der Ambulantisierung der medizinischen Eingriffe.
Der Branchenverband der Schweizer Chemie, Pharma und Life Sciences Scienceindustries warnte in einer Mitteilung vor weiteren Einsparungen. Nun sei die «Schmerzgrenze» erreicht. Die vom Runden Tisch verabschiedeten Massnahmen hätten für die Schweizer Pharmaindustrie einen Verlust von schätzungsweise 50 Mio. Franken zur Folge.