Schweizerinnen und Schweizer bevorzugen Rentenbezug

Mittwoch, 17. September 2025
Verantwortung vor Rendite: Die Schweizer Bevölkerung erwartet eine nachhaltige Anlagestrategie der Pensionskassen – und spricht sich deutlich gegen die steuerliche Angleichung von Kapital- und Rentenbezug aus. Die Rente steht höher im Kurs als der Kapitalbezug.

AXA IM hat zum 15. Mal eine bevölkerungsrepräsentative Studie zu Wissen und zur Einstellung der Schweizerinnen und Schweizer gegenüber der 2. Säule und dem Ruhestand durchgeführt. Die wichtigsten Erkenntnisse des diesjährigen «Ruhestandsmonitors» sind, dass Schweizerinnen und Schweizer ihre finanzielle Absicherung für den Ruhestand insgesamt als gut bis sehr gut einschätzen. Erwartet wird, dass AHV und Pensionskasse nach der Pensionierung rund 58% des letzten Erwerbseinkommens abdecken. Hinter dieser grundsätzlich positiven Einschätzung verbergen sich je nach Geschlecht, Alter, Erwerbspensum und Kaufkraftklasse jedoch deutliche Unterschiede.

Personen zwischen 40 und 64 Jahren am pessimistischsten 

Auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht gut) bis 10 (sehr gut) bewerten Männer ihre finanzielle Absicherung im Durchschnitt mit 6.7, und Frauen mit 6.2. Besonders hoch fällt die Bewertung mit 7.7 bei Rentnerinnen und Rentnern aus; die Altersgruppe der 40- bis 64-Jährigen gibt einen Mittelwert von 6.4 an, die 18- bis 39-Jährigen einen Wert von 5.5. Alle diese Werte liegen über dem Vorjahresniveau. Personen ohne Erwerbstätigkeit nennen im Durchschnitt einen Wert von 5.1, Vollzeitbeschäftigte 6.3. Während sich Befragte mit hoher Kaufkraft mit einem Wert von 8.2 am besten abgesichert fühlen, ist das Sicherheitsempfinden in der tiefsten Kaufkraftklasse mit 3.4 auf der Zehnerskala besonders niedrig. Diese Zahlen spiegeln auch die Gefühlslage hinsichtlich der Pensionierung: Wer sich finanziell nicht so gut abgesichert fühlt, freut sich auch weniger auf den Ruhestand.

Nur AHV und berufliche Vorsorge reichen nicht

Wie sieht es mit dem erwarteten Lebensstandard nach der Pensionierung aus? Insgesamt glauben 67% der Schweizer Bevölkerung, dass sie ihren gewohnten Lebensstandard nur mit den Mitteln aus AHV und Pensionskasse «eher nicht» oder «sicher nicht» halten können bzw. konnten. Bei den Befragten mit niedrigem Einkommen sind es 75%, im unteren Mittelstand 74%, im oberen Mittelstand 58% und in der obersten Kaufkraftklasse 63%. Während mehr als die Hälfte (53%) der Pensionierten angibt, den gewohnten Lebensstandard mit der Rente aus AHV und Pensionskasse «sicher ja» oder «eher ja» decken zu können, sind es bei den Vollzeitbeschäftigten nur 23%, bei den Nichterwerbstätigen jedoch 30%.

Wenn es im Ruhestand finanziell knapp wird, wären Schweizerinnen und Schweizer in erster Linie bereit, bei Ausgaben für Luxusgüter, Spenden und Weiterbildungen Abstriche zu machen. Kaum Spielraum sehen sie hingegen bei den Wohn- und Gesundheitskosten. Weitere Bereiche, in denen Einsparungen für möglich gehalten werden, sind Restaurantbesuche, kulturelle Aktivitäten und Ausgaben rund ums Auto.

Lieber Rente als Kapitalbezug

Würden die Befragten heute in Pension gehen, entschieden sich 44%– 40% der Männer und 48% der Frauen – für eine monatliche Rente. Sie bleibt damit die bevorzugte Auszahlungsform. 31% würden eine Kombination aus Rente und Kapitalbezug wählen, 16% den reinen Kapitalbezug. Letzterer hat im Vergleich zum Vorjahr leicht an Beliebtheit verloren, liegt jedoch weiterhin im Bereich des langjährigen Durchschnitts.

Im Falle eines (Teil-)Bezugs des Pensionskassenkapitals würden die meisten Schweizerinnen und Schweizer das Geld verwenden, um die laufenden Lebenshaltungskosten zu decken (41%), es anzulegen (36%) oder in Wohneigentum zu investieren (35%). Rund ein Viertel würde die Mittel für Gesundheits- oder Pflegekosten im Alter einsetzen, jede fünfte Person würde damit einen vorzeitigen Ruhestand finanzieren.

Kapitalbezug soll steuerlich weiterhin begünstigt werden

Nach wie vor hält die grosse Mehrheit (71%) der Schweizerinnen und Schweizer eine Reform der Altersvorsorge für notwendig (2024: 73%, 2023: 79%). Anders fällt die Meinung jedoch bei der zurzeit vom Bundesrat diskutierten steuerlichen Angleichung von Kapital- und Rentenbezug aus: Auf einer Skala von 1 (befürworte ich überhaupt nicht) bis 5 (befürworte ich voll und ganz) erreicht diese lediglich einen Mittelwert von 2.2, was einer Ablehnungsquote von 57% entspricht. Frauen, bereits Pensionierte und politisch links orientierte Personen zeigen sich dabei eher offen für eine solche Steuerreform als Männer, Erwerbstätige und politisch rechts stehende Befragte. Die Gegner der Angleichung verweisen vor allem auf die bereits hohe Steuerlast, eine drohende Unattraktivität des Kapitalbezugs und die eingeschränkte Entscheidungsfreiheit. Zudem würden Kapitalbeziehende das finanzielle Risiko selbst tragen und sollten deshalb steuerlich entlastet bleiben. Befürworter betonen hingegen die Gleichbehandlung beider Bezugsarten, zusätzliche Steuereinnahmen für AHV und andere Sozialwerke sowie die ihrer Ansicht nach heute zu tiefe Besteuerung des Kapitalbezugs.

Wie sollen Pensionskassen investieren? Verantwortungsvoll und transparent.

Im Ruhestandsmonitor 2025 wurden auch die Erwartungen an das Anlageverhalten der Pensionskassen abgefragt. Als bevorzugte Anlageklasse – sowohl im Hinblick auf die vermutete als auch auf die gewünschte Zusammensetzung des Pensionskassenportfolios – werden Immobilien, vor Obligationen und Aktien genannt. Alternative Anlagen wie Rohstoffe werden von den Befragten, die diese Anlageklasse als besonders unerwünscht einstufen, vor allem wegen ihrer Volatilität, ihres hohen Risikos und ethischer Bedenken kritisch beurteilt. Während 2018 nur 6% dieser Gruppe die Volatilität als Hauptgrund nannten, sind es 2025 bereits fast zwei Fünftel. Auch bei anderen Anlageklassen zeigen sich klare Ablehnungsgründe: Bei Obligationen wird von 51% die geringe Rendite kritisiert (2018: 34%); Aktien werden von 73% als zu risikoreich eingestuft (2018: 65%). Selbst bei Immobilien gibt es Bedenken: Die grösste Sorge ist das Risiko einer Immobilienblase – genannt von 46% (2018: 27%).

Den Ausschlag für eine Anlageentscheidung sollte die Sicherheit geben: 96% der Studienteilnehmenden bezeichnen dieses Kriterium als «sehr wichtig» oder «eher wichtig». Zudem wünschen viele, dass das Vorsorgevermögen in Unternehmen investiert wird, die faire Arbeitsbedingungen bieten (79%) und umweltfreundlich wirtschaften (69%) – am liebsten in der Schweiz (65%). Eine möglichst hohe Rendite ist für 81% relevant. Insgesamt zeigt sich ein klares Bild: Der Wunsch nach sozial verantwortlichen Investitionen hat gegenüber der reinen Renditemaximierung Vorrang. Dies trifft auch auf die beliebteste Anlageklasse Immobilien zu: Für 70% der Befragten sind gesellschaftliche Ziele wie bezahlbarer oder ökologischer Wohnraum wichtiger als eine möglichst hohe Rendite.

Gleichzeitig zeigt sich ein starkes Bedürfnis nach Transparenz: 84% der Befragten möchten im Pensionskassenausweis sehen, wie ihr Vorsorgekapital investiert wird. Der Einfluss auf die Anlagestrategie bleibt dabei jedoch begrenzt – nur knapp ein Viertel würde sich bei ethisch bedenklichen Investitionen bei der Pensionskasse beschweren.

Wo bleibt die Solidarität?

Die Studienergebnisse zeigen auch eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf die Finanzierung der Altersvorsorge. 62% der Bevölkerung äussert die Sorge, dass jede/jeder nur noch an sich selbst denke und nicht an die Gesellschaft. 44% glauben, dass sie deutlich mehr in die 1. und 2. Säule einzahlen, als sie später einmal erhalten werden – eine Einschätzung, die vor allem bei jüngeren Menschen stark verbreitet ist. 41% befürchten, dass heute insgesamt zu wenig gespart werde und deshalb für ihre eigene Pensionierung nicht mehr ausreichend Vorsorgegelder zur Verfügung stünden.

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