Alle wollen, dass psychisch Kranke erwerbstätig und integriert sind

Montag, 17. Juli 2023 - Claudio Zemp
Die Psychiatrie Baselland und die SWICA Gesundheitsorganisation sind eine Kooperation eingegangen. Hintergrund ist die Nachfrage, die über die regionalen Wurzeln hinausgeht.

Niklas Baer, Leiter Workmed AG

Herr Baer, seit dem 1. Juni sind die Mitarbeitenden von Workmed nicht mehr Teil der öffentlich-rechtlichen Psychiatrie, sondern operieren unternehmerisch. Was war das Ziel des Joint Ventures?

Es waren verschiedene Beweggründe. Von Anfang an war ein Ziel, dass wir die Angebote überregional ausbauen möchten. Es besteht schlicht ein grosser Bedarf an Unterstützungsleistungen und nach Evidenz, Daten und neuen Ideen. Klar war auch, dass wir dazu einen Partner brauchen, der am Thema interessiert ist und national operiert. Auch wichtig war, dass verschiedene Akteure zusammenarbeiten. Denn psychische Probleme beim Arbeiten sind ein Querschnittsthema. Mit dem Joint Venture tragen eine öffentliche Psychiatrie und eine Privatversicherung gemeinsam so ein Unternehmen. Das ist ein sehr innovativer Schritt.

Welche Hürden haben Sie hinter sich?

Es war ein Prozess, wo es auch gegenseitige Vorurteile gab. Häufig hörte ich: «Was, mit einer Versicherung?! Die denken doch nur ans Geld ...» und solche Sachen. Erstens müssen alle ans Geld denken. Zweitens gibt es nicht die Guten und die Bösen. In der Praxis erschweren aber genau solche Meinungen letztlich die Integration. Mit WorkMed wollen wir solche unnötigen Gräben überwinden. Eigentlich wollen wir ja alle das Gleiche: Wir alle wollen, dass Menschen mit psychischen Problemen erwerbstätig und integriert sind. Das wünschen sich die Betreffenden selbst ebenso sehr.

Was hat sich in Ihrer täglichen Arbeit geändert?

Wir sind nun ein eigenes Unternehmen, eine AG mit Trägern. Wir können keine HR-Leistungen mehr beziehen von der Psychiatrie Basel-Land, oder Patienten-Administration, Rechnungswesen, bis zu den Telefonen und den Laptops, das müssen wir nun alles selbst aufbauen. Das hat sich geändert. Aber inhaltlich hat sich nichts geändert. Gemäss den Statuten der AG, ist es der gleiche Zweck und der gleiche Inhalt, was wir tun und warum wir dies tun, wie es zuvor war.

Wie geht nun dieser Ausbau weiter?

Wir hatten vorher schon überregionale Angebote. Diese Tätigkeiten möchten wir künftig verstärken. Das Unternehmen soll organisch wachsen, wir werden nun nicht explodieren.

Wie gehen Sie mit Klienten oder Versicherten aus anderen Gebieten um?

Wie bisher. Wir reisen entweder dahin oder sie kommen zu uns. Vieles ist auch über Video möglich, seit Corona. Eines unserer Kerngeschäfte sind Abklärungen, wo auch vieles per Video getan werden kann. Allerdings planen wir, schrittweise neue Standorte aufzubauen. Weil es auch wichtig ist, dass man vor Ort sein kann.

Wie ist die neue Struktur angelaufen?

Die Arbeit als Workmed hat sich seit dem Start im September 2019 mit sieben Leuten gleichmässig entwickelt. Jetzt sind wir fast 20 Personen im Team, also doch zügig gewachsen, auch mit den Aufträgen. Letztes Jahr waren wir zum ersten Mal in den schwarzen Zahlen.

Spüren Sie als Teilhaber einen ökonomischen Druck?

Es muss ja auch ökonomisch funktionieren. Der Druck war da, ist immer noch da und er ist prinzipiell ja auch förderlich. Wir müssen nur schauen, dass wir in den nächsten Jahren auch die Kraft für weitere Innovationen haben.

Sind Sie noch unabhängig?

Das ist uns sehr wichtig, dass wir unabhängig bleiben. Wir hätten nie mitgemacht, wenn wir nicht mehr nach bestem Wissen und Gewissen und nach unseren fachlichen Kriterien arbeiten könnten. Psychiatrie BL hat sich mit der Vorgängerorganisation schon sehr lange für die Integration von psychisch Kranken engagiert. Swica hat sehr früh das grösste Care-Management aller Krankentaggeldversicherungen aufgebaut und sie tun dort sehr viel für die Integration. Es ist kein Zufall, dass wir uns da gefunden haben.

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