Von Februar 2025 bis Mai 2025 hat die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) auf Basis der aktuellsten Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) das Erwerbsleben in der Schweiz und die Vorsorgesituation in der 2. Säule ausgewertet. Zentral war dabei laut dem Kaufmännischen Verband Schweiz (kfmv) die Unterscheidung, ob eine erwerbstätige Person in Bezug auf ihren Jahreslohn unter oder über der Eintrittsschwelle in die Pensionskasse (PK) liegt. Der Fokus lag angesichts neuer und immer flexiblerer Arbeits- und Beschäftigungsformen auf Kaufleuten und Beschäftigten im Detailhandel.
Vorsorgelücken werden systematisch unterschätzt
Obwohl Erwerbstätige zur wirtschaftlichen Leistung beitragen, bleiben viele ohne ausreichende PK-Abdeckung. 2023 lag der Anteil der Berufsleute unter der PK-Eintrittsschwelle schweizweit bei 9.2% – im Detailhandel sogar bei 16.5%. Die Studienresultate zeigen, dass besonders viele Betroffene Teilzeit arbeiten, auf Abruf beschäftigt sind oder mehrere Jobs gleichzeitig ausüben. Diese Faktoren können zusammenhängen und mit dazu beitragen, dass Personen unter der PK-Eintrittsschwelle liegen. «Rund 86% der Betroffenen arbeiten Teilzeit, und über 19% sind mehrfach beschäftigt – das sind etwa viermal mehr als bei Personen über der PK-Eintrittsschwelle», sagt Claude Meier, Studienautor und Leiter des Center for Research & Methods an der HWZ.
Frauen sind am stärksten betroffen
Frauen arbeiten überdurchschnittlich oft in Teilzeit – gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) fast dreimal so häufig wie ihre männlichen Kollegen. Die Mehrheit der Frauen, die in Teilzeit arbeiten und unter der PK-Eintrittsschwelle liegen, tun dies nicht freiwillig: Familiäre Verpflichtungen, wie z.B. Care-Arbeit, zwingen viele in flexible Arbeitsmodelle, die eine nur eingeschränkte oder gar keine ausreichende Altersvorsorge ermöglichen. Im Detailhandel liegt der Frauenanteil unter der PK-Eintrittsschwelle sogar bei über 80%.
Flexible Arbeitsformen verstärken Vorsorgerisiken
Schon ein Pensum von 50% im Haupterwerb erhöht das Risiko von Vorsorgelücken deutlich. Besonders häufig betroffen sind Teilzeitangestellte, Mehrfachbeschäftigte, Selbstständige und Mitarbeitende von Familienunternehmen. Wer in mehreren Jobs arbeitet oder auf Abruf eingesetzt wird, bleibt oft unter der versicherten Lohngrenze. «Heutzutage arbeiten 40.4% aller Erwerbstätigen in Teilzeit. 8.3% haben zwei oder mehr Arbeitsstellen. Weitere 8.3% arbeiten auf Abruf», sagt Meier. Die HWZ-Studie zeigt, dass das aktuelle Vorsorgesystem in der 2. Säule auf Vollzeitarbeit ausgerichtet ist. Die Realität hat sich jedoch längst verändert.
Take Aways
- Jeder elfte Erwerbstätige liegt unter der Eintrittsschwelle in die Pensionskasse – im Detailhandel sind es sogar 16.5%.
- Frauen in Teilzeit und Mehrfachbeschäftigungen sowie Personen, die auf Abruf arbeiten, fallen überdurchschnittlich oft durch das Netz der 2. Säule und tragen das höchste Risiko von Vorsorgelücken.