Christoph Berger wäre heute zurückhaltender mit Impfempfehlungen

Montag, 04. November 2024
Christoph Berger, ehemaliger Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, würde heute bei Impfempfehlungen für Covid-19 «noch zurückhaltender agieren». Das sagt er in einem Rückblick auf die Coronapandemie.

«Natürlich sollen diejenigen impfen können, die das möchten. Aber Empfehlungen, bei denen es vor allem darum geht, andere und nicht sich selbst zu schützen, sind schwierig», sagt Berger in einem Interview der «SonntagsZeitung». «Während der Pandemie gab es deswegen ja auch Widerstände», sagt Berger weiter.

Massnahmen zu Beginn der Pandemie richtig

Eine Frage, um die sich Berger heute mehr kümmern würde als seinerzeit, ist: Welche Empfehlungen sind nicht mehr nötig und wie kommen wir zurück zur Normalität? Auch würde Berger heute «noch klarer in Szenarien denken und kommunizieren, solange vieles noch unklar ist.» Berger sagt aber auch, am Anfang der Pandemie seien die Massnahmen richtig gewesen. Sie hätten Todesfälle bei Risikopersonen verhindert und seien von der grossen Mehrheit der Bevölkerung getragen worden. Es sei «sicher richtig» gewesen, die Einschränkungen schnell zu beenden. «Da hat Alain Berset zu Recht zügig vorwärtsgemacht im Vergleich zu den Nachbarländern.»

Personen mit Impf-Komplikationen ernst nehmen

Im zweiten Corona-Winter mit unterschiedlichen Massnahmen für Covid-Geimpfte und -Ungeimpfte sei diese Ungleichbehandlung «zunehmend schwierig» geworden für Menschen, die ein geringes Risiko hatten, selbst schwer zu erkranken. Das sagt der Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene am Universitäts-Kinderspital Zürich weiter. «Rückblickend hätte man dies möglicherweise rascher beenden können, nachdem Risikopersonen ausreichend Gelegenheit gehabt hatten, sich zu impfen, und der Effekt der Impfung auf die Übertragung nur noch gering war.»

Berger ruft im Interview auch dazu auf, Personen mit Komplikationen nach Impfungen ernst zu nehmen. Entsprechende Meldungen müssten angeschaut und tatsächliche Impfschäden anerkannt werden. Abklärungen zu solchen Meldungen seien beim Bund im Gange. «Bis diese abgeschlossen sind, müssen Betroffene leider viel Geduld haben.» Schwere Nebenwirkungen nach einer Impfung seien aber «sehr selten».

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