Kolumne: Die Quittung ist da

Dienstag, 28. Januar 2025 - Beatrix Bock
Gratis ist das Rundumversorgungspaket nicht – jährliche Prämienerhöhungen sind die Quittung.

Im Ausgeben von Geld sind wir Spitzenklasse. Extraleistungen in der AHV, die besten Geräte in der Medizin, Rundumversorgung in der EO. Die Bedürfnisse sind riesig, stets gerechtfertigt und ratzfatz werden diese kollektiviert. Es muss eine neue Sozialversicherungsleistung her, der Ausbau ist unverzichtbar und die Mehrheiten dafür prächtig gefunden. Wer will nicht mehr erhalten? Mit einer ­Sozialversicherung gibt es einen Rechtsanspruch, der konstant ein «Mehr» verspricht.

Nun ist das Höllenloch in den Finanzen identifiziert und bereits wurde zum Angriff auf die Vorsorgegelder geblasen. Zum Entsetzen der fleissigen Sparer, der Häuslebauer, der geschäftstüchtigen Bürgerschaft. Zuerst wird das Vorsorgesparen seit 40 Jahren gefördert. Und nun sollen die Spielregeln geändert werden. Wer Geld für die Vorsorge hat, soll bitte schön etwas zum Stopfen des Höllenlochs abgeben.

Die Umverteilungsmaschine läuft auf Hochtouren. Es soll aber noch mehr sein. Mit dem Unterschied, dass die Quittung dafür bereits auf dem Tisch liegt. Nachdem die AHV-Beiträge erhöht und die Mehrwertsteuer angehoben worden sind, soll es zur Finanzierung der 13. AHV-Rente gleich nochmals eine Erhöhung der Mehrwertsteuer geben. Oder doch lieber etwas am Lohn abzwacken? Wer tatsächlich dachte, dass die AHV im Geld schwimmt, wundert sich und stimmt gewiss für jede Alternative, die nicht seinen Geldbeutel betrifft.

Ob in der Krankenversicherung die Franchise erhöht wird, spielt hinsichtlich Sparwillen eine untergeordnete Rolle. Wer eh schon jährlich die Maximalkosten ausschöpft oder seine Behandlungskosten via Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen zurückholt, entwickelt doch gar keinen Sparwillen. Die individuellen Prämienverbilligungen in Milliardenhöhe halten auch niemanden davon ab, in die Notfallstation des Spitals zu rennen. Gratis ist das Rundumversorgungspaket nicht – jährliche Prämienerhöhungen sind die Quittung. Weh tut es erst, wenn es zu wenige Medikamente gibt, Spitäler geschlossen werden oder der Hausarzt um die Ecke in die Pension geht. Wir verzichten bestimmt nicht auf die beste Medizin.

Schmerzhaft sind die Sparvor­lagen, die nun vermehrt zu beobachten sind. Das einheitliche Referenzalter 65 mit dem – durch die Frauen der Übergangsgeneration selber finanzierten – Rentenzuschlag oder Kürzungen der Witwen- und Witwerrenten. Fröhlich werden wir älter, konsumieren die Rententöpfe munter, verlangen Solidarität von den Jungen und wenn alle Stricke reissen, gibt es am Schluss die Sozialhilfe, wenn der übermässige Konsum im Alter die Ergänzungsleistungen aussen vor lässt.

Ist die Aufhebung der Schuldenbremse die Lösung? Die Reichen noch mehr schröpfen, wie es wacker gefordert wird? Das Gespenst des Kommunismus geht schon rum – Verstaatlichung, Einheitskasse, Volkspension? Ein Blick auf die Nachbarländer zeigt, dass es grobe Mängel gibt. Während in Grossbritannien die Wartelisten für einen Arzttermin länger und länger werden oder das Milliardenloch in der deutschen Rentenkasse regelmässig gestopft wird, gibt es in Frankreich wegen der Erhöhung des Rentenalters Unruhen. Davon sind wir zwar noch weit entfernt, der Ton im Verteilkampf wird aber rauer. Können wir uns mässigen? Ohne Quittung jedenfalls nicht.

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