Die Pensionskasse als Arbeitgeberin zum Leuchten bringen

Freitag, 24. November 2023 - Claudio Zemp
Um den Fachkräftemangel beim spezialisierten PK-Personal zu bekämpfen, sind in der Region Bern einige Leuchtturmprojekte entstanden. Federführend ist die Pensionskasse des Bundes Publica – auch im Interesse, geeignete und motivierte Mitarbeitende zu finden. Nun sollen die Projekte über die Region hinaus weiterwachsen, um das Image der PK als Arbeitgeber zu stärken.

Zur Person

Martin Weissleder ist Leiter HR bei der Pensionskasse des Bundes PUBLICA

Herr Weissleder, Sie haben in einem Bericht im Auftrag von inter-pension festgestellt, dass die Pensionskassen (PK) ihre Berufsbilder zu wenig propagieren. Sie seien unsichtbar auf dem Arbeitsmarkt und die interessanten Tätigkeiten zu wenig bekannt. Warum ist das so?

Das Problem ist, dass die Öffentlichkeit kaum wahrnimmt, was es heisst, bei einer PK zu arbeiten. Insbesondere die Tätigkeiten, die damit verbunden sind, sind auf dem Arbeitsmarkt wenig sichtbar. Die Leute wissen zu wenig, welche Funktionen eine Pensionskasse anbietet. Es gibt ja nicht nur die Vorsorgeberatung, sondern die Bandbreite an Berufsbildern in der 2. Säule ist viel grösser: vom Asset Management über die Immobilienverwaltung bis hin zu Logistik, Buchhaltung und HR. All diese Themen möchten wir einem grösseren Publikum bekannter machen. Das Ziel unserer Initiative ist, dass insbesondere auch mehr junge Leute wissen, dass PK attraktive Arbeitgeberinnen sind.

Wie wollen Sie dies erreichen?

Wir sind gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen aktiv, sowohl gegen innen wie gegen aussen, auf Stufe Kasse wie regional. Gegen aussen versuchen wir, die Attraktivität der Berufe besser darzustellen. Auf nationaler Ebene geht es darum, die Bildungsangebote und die  Weiterbildungsmöglichkeiten sichtbarer und damit bekannter zu machen. Es werden attraktive Ausbildungen angeboten, insbesondere auch für Quereinsteiger. Für diese existieren z.B. in der Branche gute und passgenaue Bildungsangebote, die es ermöglichen, rasch in die Vorsorgeberatung einzusteigen.

Welche regionalen Projekte gibt es?

Wir haben die Vereinigung Branchenkunde Berufliche Vorsorge (BBV) gegründet, ein HR-Netzwerk verschiedener PK, um die Branchenkunde in der beruflichen Vorsorge zu stärken. Denn die berufliche Vorsorge verfügt innerhalb der KV-Ausbildung über keine eigene Branchenausbildung. Mit der BBV wollen wir einen Beitrag zur guten Qualifikation unseres Nachwuchses leisten.

Wie gehen Sie das Employer Branding an? Das Image der PK scheint etwas verstaubt, mit Verlaub.

Im Rahmen unseres Netzwerks haben wir uns dieses Jahr intensiv mit der Thematik des Employer Branding befasst. Derzeit arbeiten wir an einem Konzept zur Verbesserung der Sichtbarkeit der PK in den sozialen Netzwerken, z.B. durch gemeinsame Videos, die einen Einblick in die attraktive Arbeitswelt einer PK geben. Weiter prüfen wir einen einheitlichen Auftritt der beruflichen Vorsorge bei Ausbildungsmessen (z.B. bei der Berufs- und Ausbildungsmesse BAM). Wir betrachten Employer Branding jedoch nicht nur nach aussen, sondern auch als ein nach innen gerichtetes Instrument – im Verständnis der Mitarbeitendenbindung. Ein konkretes Beispiel dafür ist das Angebot einer Jobrotation über Publica hinaus, die wir unseren Mitarbeitenden ab 2024 anbieten. Damit möchten wir unseren Mitarbeitenden neben einer interessanten beruflichen Erfahrung auch die Möglichkeit geben, Netzwerke zu bilden und Inputs sowie Innovation in ihre berufliche Tätigkeit einzubringen.

Was kann die einzelne PK sonst tun, um Junge anzusprechen?

Ein attraktiver Auftritt in den sozialen Netzwerken ist unserer Ansicht nach zwingend, damit wir junge Leute für den Einstieg in die Tätigkeit bei einer Pensionskasse gewinnen können. Wir möchten aber auch verstärkt Quereinsteiger ansprechen, die nach einer Erstausbildung eine neue Herausforderung suchen. Hier scheint uns wichtig, dass dies möglichst niederschwellig erfolgen kann. Bei Publica haben wir dazu ein Laufbahnmodell Vorsorge entwickelt, das einen raschen Einstieg mit klar definierten Ausbildungen und Perspektiven in die Arbeitstätigkeit bei einer Pensionskasse ermöglicht.

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Projekte – über die Region Bern hinaus?

Wir sind schon weiter. Es haben sich nun Kassen aus den Regionen Basel, Aargau und Zürich angeschlossen. Das freut uns sehr und motiviert. Wir erhalten positive Resonanz: Die Kolleginnen und Kollegen sind an der Zusammenarbeit interessiert und schätzen den Austausch. Den konkreten Mehrwert sehen wir schon heute. So bieten nun auch Kassen Lehrstellen an, die bis anhin keine Lernenden ausgebildet haben. Zudem stellen wir fest, dass neben dem KV vermehrt auch weitere Berufsausbildungen wie z.B. ICT-Fachmann/ICT-Fachfrau und Mediamatiker/Mediamatikerin angeboten werden. Damit verfügen wir über ein hervorragendes Instrument gegen den Fachkräftemangel, da Lernende nach Abschluss ihrer Ausbildung oft weiter im Betrieb tätig sind. Dies teilweise auch im Zusammenhang mit einer berufsbegleitenden Weiterbildung. Durch die verstärkte Zusammenarbeit kommt auch Dynamik ins System, die klar über den Platz Bern hinausgeht. Momentan sind es schwergewichtige Projekte in der Deutschschweiz. Gerne schauen wir natürlich über den Tellerrand hinaus und würden auch Kolleginnen und Kollegen aus der Westschweiz im Netzwerk begrüssen. Das würde mich sehr freuen.

Was motiviert Sie, die Anstrengungen weiterzutreiben?

Diese Arbeit macht Freude und Spass. Es ist bereichernd, sich mit den Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, relevante Themen zu bearbeiten und auch sichtbare Fortschritte und Erfolge zu erzielen. Wir stellen immer wieder fest, dass wir alle an den gleichen Herausforderungen arbeiten. Darum wollen wir uns vernetzen, voneinander profitieren, Synergien nutzen und einen kleinen Beitrag zur Weiterentwicklung der Branche berufliche Vorsorge leisten.

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