Die Krankheitskosten in vielen Unternehmen steigen zwar, trotzdem wird in vielen Unternehmen das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nicht angegangen, weil man die Aufwände und Kosten fürchtet. Um hier in eine Gegenbewegung zu kommen, ist ein strategischer und gleichzeitig fokussierter Ansatz wichtig, denn es geht letztlich nicht darum, mit Angeboten wie Massage- oder Fitnesscenter-Gutscheinen zu glänzen. Eine strukturierte und geplante Vorgehensweise für die Entwicklung einer eigenen BGM-Strategie für das Unternehmen soll auf dessen strategische Ziele einzahlen. Mit klarem Fokus und stetigem Blick auf das BGM-Säulenmodell können auch Unternehmen mit kleinen Budgets in Sachen BGM etwas bewegen und erfolgreich sein.
Der strategische Ansatz
Die Entwicklung einer Strategie basiert immer auf einem vorher festgelegten Ziel, auf einem gemeinsamen Bild des erwünschten Zustands. So besteht denn auch der erste Schritt darin, sich intern im Unternehmen darüber zu einigen, welche Ziele mit der Einführung eines BGM verfolgt werden sollen. Geht es ausschliesslich darum, den steigenden Prämienkosten entgegenzuwirken, oder kann es beispielsweise auch darum gehen, BGM als Bestandteil einer positiven Arbeitgebermarke zu positionieren und zu stärken? Es ist wichtig, dass diese Diskussion im Unternehmen geführt und ein entsprechendes Ziel formuliert wird – einerseits um ein Bewusstsein im Unternehmen für den Sinn der abgeleiteten Massnahmen zu schaffen, andererseits dann aus der Analyse die konkreten Schritte stringent abzuleiten.
Vorgehensweise
Ist im Rahmen des unternehmensstrategischen Ansatzes das Ziel bestimmt, geht es darum, sich über die möglichen Wege zu unterhalten, die zu diesem Ziel führen können. Hier bietet sich ein Prozess an, der in vier Phasen strukturiert ist:
Analyse: In der Analyse geht es darum, sich ein genaues Bild über die Treiber der Gesundheitskosten zu machen. Häufen sich die Absenzen in einer Abteilung speziell? Gibt es bestimmte Krankheitsbilder (sofern bekannt), die besonders häufig vorkommen? Wie haben sich die Zahlen von nie abwesendem Personal im Verlauf der letzten Jahre verändert? Antworten auf diese Fragen erhält man teilweise aus den HR-Systemen, direkt vom Versicherer oder gerade in kleineren Unternehmen auf dem «kleinen Dienstweg», denn die HR- oder Payroll-Verantwortlichen haben oft ein gutes Gespür für die Entwicklung in diesen Themen. Dieses Gespür hilft vor allem dann, wenn keine solide Datenbasis besteht.
Massnahmen: Auf Basis der Analyse können im zweiten Schritt Massnahmen entwickelt und diskutiert werden – dies immer entlang der Fragestellung, wo denn für das Unternehmen der grösste Hebel besteht, wo sich also eine Investition lohnen könnte. Stellt das Unternehmen beispielsweise im Rahmen der Analyse fest, dass viele Mitarbeitende aus der Produktion an Rückenbeschwerden leiden, ist es viel wirksamer und konkreter, hier direkt anzusetzen, als alle Mitarbeitenden im Bereich Stressmanagement zu schulen. Zentral ist, dass die Massnahmen auf Basis konkreter Hinweise ausgewählt werden und dass sie auf das gemeinsam formulierte Ziel einzahlen.
Unterstützung: Die ersten beiden Schritte können Unternehmen oft ohne externe Unterstützung gehen, oder sie lassen sich vom Versicherer oder Versicherungsbroker begleiten. Viele bieten diese Form der Unterstützung kostenfrei an. Sind die Massnahmen definiert, lohnt es sich allenfalls, punktuell externe Unterstützung in das Unternehmen zu holen: Physiotherapeutinnen und -therapeuten können Betriebsbegehungen durchführen und konkrete Unterstützung vor Ort anbieten, externe Führungsentwicklungsangebote können den Vorgesetzten wertvolle Inputs geben, sie in Gesprächsführung schulen usw. Auf dem Markt existieren viele Angebote – zentral ist auch hier wieder, dass die Unterstützung immer in Richtung des gemeinsam formulierten Ziels geht und auf den Ergebnissen aus der Analyse basiert.
Überprüfung: Eine Schwierigkeit in der Einführung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements besteht darin, dass selten ganz kurzfristige Erfolge sichtbar werden. Umso wichtiger ist es, den Erfolg der Massnahmen mit geeigneten Methoden laufend und über eine längere Zeit zu überprüfen. Dabei helfen einfache Kennzahlensets, allfällige Ergebnisse aus kurzen Mitarbeitendenbefragungen – und natürlich die konkrete Entwicklung der Absenzkosten, die der Versicherer jederzeit zur Verfügung stellen kann.